Reserve Command Post 10. Luftwaffe der tschechischen Armee
Keine 30 Kilometer von Pilsen entfernt befindet sich auf einem unauffälligen Gelände, eine einstmals streng geheime Militäreinrichtung der ehemaligen ČSSR. Nach außen vermittelte das Areal den Eindruck eines Ferien- oder Urlaubsortes. Ein Bach der durch ein Tal fließt, ein Teich und ein Grillkamin. In Wahrheit befand sich auf dem Gelände der streng geheime Reserve Command Post der 10. Luftwaffe.
Ein seitlich im Hang befindlicher unterirdischer Bunkerkomplex, beherbergte das Herz des Standortes. Von dort aus sollten etwaige Atomschläge gegen die westlichen Bundesländer der BRD kontrolliert und koordiniert werden.
Die 10. Luftwaffe war die übergeordnete Instanz der gesamten tschechoslowakischen Front. Im Ernstfall standen 19 Atombomben zur Verfügung, die mittels Bomber über dem westdeutschen Luftraum abgeworfen werden sollten, um die Streitkräfte des 2. Armeekorps Deutschlands, Kontroll- und Leitstationen sowie einen Teil der deutschen Luftverteidigungskräfte zu vernichten.
1958 wurde ein geeigneter Standort für diese militärische Anlage gesucht und es gab zwei mögliche Örtlichkeiten die als geeignet schienen. Einer befand sich nicht weit von der Ortschaft Broumy, der sich aber anhand eines geologischen Gutachtens dann doch als ungeeignet entpuppte.
Luftaufnahme des Areales, Commandpost 10. Airforce CSSR // Quelle: Google Earth 2019
Aber auch auf dem zweiten Gelände, waren poröses Gestein und Grundwasser ein Problem. Besonders das Eindringen von Grundwasser führte auch während des “aktiven“ Einsatzes des Objektes zu anhalten Problemen. Trotz einiger Maßnahmen drang dieses an etlichen Stellen in den Bunker und führte zu großen Problemen mit Korrosion, besonders in den elektrischen Anlagenteilen. Ein belüften mit zusätzlichem Heizen mittels Nachtstrom während der Nachtstunden wurde auf verschiedene Weisen umgangen, da es die Soldaten beim Schlafen störte.
Die militärische Geschichte des Geländes reicht bis in die Zeit des WK II zurück. Zu der Zeit soll sich ein Munitionsdepot der Wehrmacht auf dem Gelände befunden haben. Ab Errichtung des Command Post war die Örtlichkeit als Niederlassung des CMSW (Central Medical Supplies Warehouse) deklariert, für Lagerung von medizinischen Produkten für das Militär, um die eigentliche Nutzung zu verschleiern.
Im Jahr 1992 wurde der Kommandoposten geschlossen und 1996 endgültig vom Militär aufgegeben.
Die Tarnung während der aktiven Zeit war sehr effektiv, durch den Teich und die idyllische Lage wirkte das Areal auf den ersten Blick wie ein Erholungszentrum.
Es wurden Schafe gezüchtet, Schweine gehalten und selbst aus der Luft war nicht erkennbar was genau auf diesem Gelände vor sich ging.
Kommunikationskabel waren übererdet oder durch Holzschuppen getarnt, es gab auch keine großen Antennen, nur einen einzelnen Antennenmast, der als Backup diente. Die Hauptkommunikation nach außen erfolgte über eine erdverlegte Fernleitung zu einer Verstärkerstation in der Nähe, die aber augenscheinlich nichts mit der Einrichtung im Tal zu tun hatte.
Die äußeren Anlagen wurden in der aktiven Zeit mehr und mehr erweitert und so entstand in den 70zigern ein zweigeschossiges Unterkunftsgebäude für die stationierten Soldaten. Der unterirdische Bunker, in militärischen Plänen als S-6 bezeichnet, wurde in den Jahren 1958 – 1961 in den Fels gegraben. Er besteht aus drei Haupttunneln, von denen weitere kleinere seitlich abzweigen. Der Bunker ist intern in mehrere Abschnitte unterteilt, die geschlossen werden konnten. Der größte Teil der Bunkeranlage bestand aus Kartenräumen und Planchets, auf denen die Positionen der Flugzeuge eingezeichnet oder dargestellt wurden. Das Herzstück der Anlage war der Command Post selbst wo alle Informationen zusammenliefen. Für die Koordination möglicher Angriffe, war es auch erforderlich immer die aktuellen Wetterbedingungen zu kennen, sodass es auch eine meteorologische Abteilung innerhalb des Bunkers gab.
Die Zugangsbereiche sind aus monolithischem Beton gebaut. Der ehemalige Hauptzugang erfolgte aus dem als SOD bezeichnetem Gebäude, dieses war im rückwärtigen Bereich mit dem Bunker verbunden. Der kurze Verbindungsgang wurde allerdings nach dem Abzug des Militärs entfernt und die Wand des SOD Gebäudes, sowie der Bunkerzugang vermauert.
Jeder Eingang enthielt außerdem eine Drucksenke zum Verteilen von Druckwellen und einer Filtereinheit, dass bedeutete das selbst bei Beschädigung eines Teiles des Objektes die Funktionsfähigkeit erhalten blieb. Dies war auch der Grund warum der Komplex in luftdichte Abschnitte unterteilt war. Aus der Beschriftung der Filter geht hervor, dass es sich immer um eine Einheit handelte, die 1000 m3 Luft pro Stunde liefern konnte. Für die autarke Stromversorgung war die unterirdische Anlage mit einem 15-kW-Dieselgenerator ausgestattet.
Das Innere des Bunkers besteht überwiegend aus vorgefertigten Elementen, wie es auch bei vielen Bunkern der Sowjets praktiziert wurde. Unter dem gesamten Komplex befindet sich ein Sammelbecken zur Aufnahme von eindringendem Wasser, welches man fast als zweite Ebene bezeichnen konnte.
Besetzt war der gesamte Kommandoposten mit rund 80 Soldaten, gemischt aus Grundwehrdienstleistenden und Berufssoldaten, wobei der Anteil Berufssoldaten um einiges größer war.
Es gab strenge Sicherheitsregeln für das Personal, wie zum Beispiel Überwachung mit Lichtschranken und Bewegungsmeldern die am Anfang und Ende der Wege platziert waren.
Jeder, der sich in der Nacht auf dem Gelände bewegte, musste dies der Wache melden. Wer es vergaß, hatte ein Problem. Das Personal der Wache war zu jeder Zeit berechtigt von der Schusswaffe Gebrauch zu machen und im Extremfall durfte scharf geschossen werden.
Heute weisen nur noch wenige Spuren auf den einstigen Zweck der Anlage hin, die meisten Gebäude sind leer und verfallen langsam. Der Hauptzugang und ein weiterer der drei Zugänge des unterirdischen Komplexes wurden dauerhaft verschlossen und der verbliebene Zugang ist gut gesichert.
Es gab Pläne der zuständigen Gemeinde, den Bunker als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was sich aber aufgrund des Zustandes durch Feuchtigkeit und Schimmel nicht verwirklichen lässt. Es war sehr spannend dieses Relikt des Kalten Krieges offiziell zu erkunden und wieder einmal rückte das Bewusstsein in den Vordergrund welche Bedrohung zu Hochzeiten des Kalten Krieges herrschte.
Derartige Anlagen sollten uns allen ein Mahnmal sein, und wir sollten aus der Geschichte dieser Objekte lernen und es nicht zuzulassen dass sich derartige Konfliktsituationen wiederholen.
Bildergalerie
Text & Bilder by "Bunkerbär"