Goli otok Umerziehungslager und Staatsgefängnis Jugoslawiens

Goli Otok

 

Dieser Ort ist zwar heute nicht mehr geheim, war es aber während der Zeit des Straflagers. Nicht Viele wußten, was auf der Insel bis Ende der 80ziger geschah, wärend man "nebenan" entspannt am Strand lag und im Meer badete!


Goli otok, der kroatisch  Name für “Nackte Insel“, oder auch genannt das “Alcatraze“ der Adria, ist eine kleinere felsige Insel zwischen dem Festland und der Insel Rab mit einer Fläche von ca. 4,7 Quadratkilometern.
Bis zum Ersten Weltkrieg gab es auf Goli keine Ansiedlungen, die Insel diente hauptsächlich als Weidegrund für Schafherden. Es gab einige Zisternen und Hütten in denen die Hirten der Schafe lebten.

 

Während des Ersten Weltkrieges errichtete Österreich-Ungarn im westlichen Teil der Insel ein Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Krieg übernahm Italien die Insel, Versuche dort Bauxit abzubauen erwiesen sich schnell als unrentabel und deshalb wurde der Abbau wieder aufgeben, danach wurde durch einen Großhändler aus Brinje wieder eine Schafzucht auf der Insel betrieben. 1939 gab es Pläne, ein Konzentrationslager für Kommunisten im Westen der Insel einzurichten, diese wurden aber nicht verwirklicht.


Karte Goli

 

Ihre unrühmliche Bekanntheit erlangte die Insel erst durch das 1949 errichtete Umerziehungslagers durch die Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ). Ursprünglich war dieses Lager ausschließlich für politische Gefangene gedacht. Durch den Bruch des Tito-Regimes mit der Sowjetunion wurden Anhänger des Kominforms auch als “Stalinisten“ bezeichnet, auf die Insel interniert.

 

Genauere Zahlen gibt es keine, aber nach Schätzungen wurden mehr als 55.000 KPJ-Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen. Viele von ihnen wurden vom Militärgeheimdienst KOS und der jugoslawischen Geheimpolizei UDB (ab 1966 SDB) verhaftet.
Im Sommer 1949 kamen Stalin-Anhängern und Faschisten als erste Gefangenen auf die Insel.

 

Zu dieser Zeit mussten die Häftlinge unter Zwang schwere körperliche Arbeit verrichten um weitere Gebäude auf der Insel zu erbauen. Über die Jahre entstanden zusätzliche Zellentrakte, Unterkünften für das Wachpersonal sowie eine Reihe von Fabrikhallen in denen Möbel- und Fliesen produziert wurden. Es gab auch eine Schweinezucht, diese versorgte später sogar Restaurants der umliegenden Touristeninseln. Die Häftlinge wurden ebenso in den Steinbrüchen der Insel eingesetzt. Auch hier wurden Fliesen und Steine als Baumaterial auf die benachbarten Urlaubsinseln verbracht.

 

 

Ab etwa 1955 kamen auch andere, angebliche Staatsfeinde (westlich Orientierte,  Monarchisten, ,Sozialdemokraten …..) auf die Gefängnisinsel. Durch Folter wurde diese oftmals zu falschen Selbstbeschuldigungen gezwungen und zur Haft auf der lebensfeindlichen Insel verurteilt.
Ohne jegliche Verpflegung, ohne Sitzplätze in Viehwagen, fanden die Transporte aus dem Landesinneren mit der Eisenbahn zum Hafen von Bakar statt. Von hier wurden nicht weniger als  600 neue Häftlinge, an Händen und Füßen gefesselt, kniend mit einem Schiff auf die Insel gebracht. Je nach Wetterlage konnte dies 5 bis 6 Stunden dauern und wurde selbst bei heftigen Stürmen durchgeführt.
Nach Ankunft wurden die Gefangenen zuerst vom Wachpersonal geschlagen und gedemütigt, anschließend mussten dann die bereits anwesenden Häftlinge dieses Prozedere unter Zwang wiederholen. Die Neuankömmlinge wurden auch dazu gezwungen Lobeshymnen und Parolen bezogen auf den Staatspräsidenten Tito zu singen. Dies war oft ein groteskes Unterfangen, da Wachleute, die vorher während dem Krieg in der gleichen Partisaneneineinheit dienten, auf die Gefangenen einschlugen! Auf der Insel herrschte Rechtlosigkeit, Gewalt, Terror, reine Willkür und Denunziationen unter den Häftlingen. Diese bot oft die Chancen auf Hafterleichterung oder im günstigsten Fall sogar Entlassung.

 

Die Gefangenen mussten schwere körperliche Arbeit verrichten, ohne jegliche Rücksicht auf Sonne, Hitze oder Kälte, bei Sturm und jedem Wetter.
Gab es keine sinnvollen Arbeiten, wurden die Häftlinge dazu gezwungen stundenlang in der prallen Sonne zu stehen, als Schattenspender für frisch gepflanzte Bäume in den Gärten der Offizierswohnungen. Oder sie wurden mit Bruchsteinen beladen, hin und her über die Insel geschickt. Ebenso kamen Foltermethoden, ähnlich wie das so genannte „künstliche Ertrinken“, welches im US-Internierungslager Guantánamo angewandt wurde, zur Anwendung. Außerdem waren sie zu jeder Zeit auch den immer wieder stattfindenden Misshandlungen durch die Aufseher ausgesetzt. Hierbei kam es ebenso zu regelrechten Folterungen, sowie Tötungen …..
Allerdings mussten sich die Aufseher meiste ihre Hände nicht selbst schmutzig machen. Unter dem zynischen Begriff „Selbstverwaltung" wurde den Häftlingen, Verhöre, Folter, Überwachung der Zwangsarbeit selbst aufgebürdet. Selbst verschont blieben die Häftlinge, die andere Inhaftierte besonders effizient peinigten. Deswegen wurde Goli otok auch oft als “Titos KZ“ bezeichnet.
Eine Flucht von der Insel war praktisch unmöglich. Die Kraft kilometerweit zu schwimmen hatte Niemand und das Meer rund um die Insel war für den sonstigen Bootsverkehr gesperrt.

 

Wer die Hölle von Goli Otok überlebte und frei kam, verließ die Insel als gebrochener Mensch. Die Zahl der Häftlinge ist umstritten, da vieles im Geheimen und Verdecken geschah. Man geht aber von einer Spanne zwischen 12.000 und 60.000 aus. Nach Aussage von ehemaligen Gefangenen, sollte Goli kein Vernichtungslager sein, aber in puncto Menschenrechte war es schlimmer als Auschwitz …. Die Handlungen gegenüber der Inhaftierten wurde als “System der unfassbaren Torturen“ bezeichnet.

 

1988 wurde das Gefängnis geschlossen und ein Jahr später die Insel völlig geräumt. Fast sämtliche beweglichen Gegenstände wurden daraufhin geplündert. Durch eine Gruppe von Menschen entstand Anfang der 90ziger eine Gedenkstätte, verbunden mit einer Art Museum. Durch den Jugoslawienkrieg kam es allerdings zum Ende dieser Initiative, seither verfallen die Anlagen mehr und mehr.

 

Auf der Nachbarinsel Sveti Grgur wurde ein vergleichbares Gefängnis, in dem ähnliche Zustände herrschten, ursprünglich nur für Frauen errichtet.

 

Goli Otok

Bildergalerie

Text & Bilder by "Bunkerbär"

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